5. BTT - Bayerischer Innovationspreis Gesundheitstelematik (BIG) 2017


Gerne möchten wir Ihnen hier die drei Gewinner des diesjährigen Bayerischen Innovationspreises Gesundheitstelematik und des Sonderpreises vorstellen.


Platz 1: Projekt "GLASSCHAIR"

BIG Platz 1 - GLASSCHAIR

Den ersten Platz des diesjährigen BIG sicherte sich Herr
Claudiu Leverenz, Co-Founder Glasschair.

GLASSCHAIR
Eine Lösung für Smart Glasses, die es Menschen mit Behinderungen ermöglicht, ihren Rollstuhl einzig allein über Kopfbewegungen und Sprachbefehle zu steuern.

Verletzungen an der Wirbelsäule, Verlust von Gliedmaßen oder Krankheiten wie Parkinson und Multiple Sklerose betreffen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten weltweit. Jedes Jahr kommen in Deutschland alleine 1.000 neue Fälle von Querschnittslähmung hinzu. Diese Verletzungen und Krankheiten können dazu führen, dass die Betroffenen nur noch ihren Kopf bewegen können. Diese Menschen sind daher auf Rollstühle mit Spezial-steuerungen (Kinn- und Kopfsteuerungen) angewiesen. Jedoch sind die bestehenden Sondersteuerungen unkomfortabel in der Anwendung: Sie schränken das Sichtfeld ein, sind nur begrenzt individuell anpassbar und zur Montage/Änderungen ist immer Fachpersonal nötig. Zudem berücksichtigen aktuelle Lösungen nicht, dass jeder Betroffene unterschiedliche Möglichkeiten hat, bestimmte Bewegungen auszuführen.

GLASSCHAIR hat eine neue Sondersteuerung für Menschen entwickelt, die körperlich eingeschränkt sind und einen elektrischen Rollstuhl kaum oder nicht auf konventionelle Art steuern können. Im Gegensatz zu etablierten, meist rein mechanischen Steuerungen, erfasst GLASSCHAIR erstmals Kopfbewegungen und Sprachbefehle mit Hilfe einer Smartglass. GLASSCHAIR bietet eine Software an, die an die Gesten, die der Betroffene als Steuerungsignale ausüben möchte und kann, anpassbar ist. Außerdem ist der von GLASSCHAIR entwickelte Adapter eine Plug-and-Play Lösung. Der Adapter kann einfach an die gängigen Modelle von elektrischen Rollstühlen angeschlossen werden - ohne das Hinzuziehen von Fachpersonal. Damit ist GLASSCHAIR auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingestellt und wesentlich komfortabler in der Nutzung.

In Zukunft soll GLASSCHAIR sich von einer Steuerungslösung zum Alltagsassistenten entwickeln.


Platz 2: Projekt "miCura Pflege-App"

Den zweiten Platz des BIG 2017 nahm Frau Sandra Buszello, miCura Pflegedienste GmbH, entgegen.

miCura Pflege-App
Eine innovative App, die für Sicherheit und und Transparenz in der häuslichen Kranken- und Altenpflege sorgt.

Die Pflege wird sich in den kommenden Jahrzehnten stark verändern. Die Lebenserwartung von Männern und Frauen steigt, wodurch auch chronische Erkrankungen und der Bedarf an Pflege rapide zunehmen werden. Viele hochbetagte Menschen werden nur wenige Kinder oder Enkel haben, die als Pflegende in Frage kommen. Kosten und Ausgaben in der Pflege werden stetig ansteigen. Damit Menschen mit Pflegebedarf auch in Zukunft die Möglichkeit haben lange und gut versorgt in ihrem eigenen Zuhause zu bleiben, benötigt man gerade im Bereich der ambulanten Pflege neue Ideen und eine durchdachte Handlungsstrategie.

Der Einsatz von modernen Kommunikations- und Informationstechniken im Bereich der Pflege zum Austausch von Informationen und Daten erscheint gerade hinsichtlich des demografischen Wandels und zunehmenden Pflegefachkraftmangels sinnvoll. Das Ziel sollte eine zukunftsfähige Pflege sein, die sich auch neue technische Möglichkeiten zunutze macht und berufstypische Belastungen reduziert. Da zwischen den neuen Technologien und dem durch Nächstenliebe geprägtem Berufsbild der Pflege eine große Lücke klafft, bedarf es nicht einer Solitär-, sondern ergänzender Lösungen, um Akzeptanz und Implementierung dauerhaft sicherzustellen. Die Technik soll die Pflege nicht ersetzen, sondern verbessern und damit einen Mehrwert für den Pflegebedürftigen schaffen.

Die Leistungsträger der (ambulanten) Pflege verfügen neben der Nähe zum Pflegekunden meist auch über ein gut funktionierendes Versorgungsnetz und über eine Vielzahl an medizinisch relevanten Informationen. Die Verwertung der Informationen aus der professionellen Pflege erfolgt derzeit oft wenig effizient. Gerade auf intersektoraler Ebene können innovative technische Lösungen in zukünftigen Versorgungskontexten der Alten- und Krankenpflege dazu beitragen, die Lebensqualität und Selbstbestimmung von Pflegebedürftigen zu erhöhen.

Der Einsatz der miCura Pflege-App (mit Pflege-Info-Service und eAssistance), kann Sicherheit und Transparenz in der häuslichen Kranken- und Altenpflege verbessern.

Um Unter-, Über-oder Fehlversorgungen und sonstige Abbrüche der Häuslichen Versorgung (mit Krankenhaus oder Heimaufnahme) zu vermeiden, bietet die Pflege-App ein kostengünstiges Monitoring mit verbundenen Interventionspfaden. Ärzte und Kliniken, aber auch (pflegende) Angehörige und professionell Pflegende werden durch die Services der Pflege-App entlastet und erfahren mehr Freiraum für zwischenmenschliche Zuwendung.

Als Ergänzung der ambulanten Pflege vernetzt die miCura Pflege-App digital die Haushalte der Pflegebedürftigen mit der Pflegestation und sonstigen am Versorgungsprozess beteiligten Personen. Bisher manuell erfasste Daten werden genutzt und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt. Durch spezielle Endgeräte (im Rahmen der eAssistance) können zudem alltagseingeschränkte Personen und solche mit hohem Risikopotential ihre Vitalwerte selbstständig kontrollieren. Die Daten werden automatisch über eine sichere Verbindung übertragen und mit den ärztlich definierten Sollwerten abgeglichen, so dass Vitalwertentgleisungen, Stürze oder Medikamenten-Fehleinnahmen vermieden werden können. Von einem breit implementierten, standardisierten System können nicht nur Pflegebedürftige und deren Angehörige, sondern auch SPV/GKV und Sozialhilfeträger profitieren.

Um Selbstbestimmung und Lebensqualität älterer Menschen zu fördern und zu erhalten kann die miCura Pflege-App als flächendeckendes Versorgungs- und Interventionsnetz genutzt werden.

Die „miCura Pflegedienste GmbH“ ist eine Tochtergesellschaft der DKV und gehört zum Unternehmen der „ERGO Group AG“. Mit derzeit 10 Niederlassungen deutschlandweit und 2 Seniorenresidenzen verfügt miCura über vielfältige Erfahrungen im Bereich der ambulanten Versorgung von Kranken- und Pflegebedürftigen Menschen.  Das Bestreben Prozesse zu optimieren und die Entwicklung innovativer Lösungskonzepte zu forcieren zeichnet das Unternehmen aus.


Platz 3: Projekt "neolexon"

Über den dritten Platz freute sich Frau Mona Späth, Mitgründerin neolexon.

neolexon
ein digitales Sprachtherapiesystem.

Logopädie am Tablet für Patienten mit Hirnschädigung
Wenn Patienten durch eine Hirnschädigung, z.B. einen Schlaganfall, ihre Sprache ganz oder teilweise verlieren (Aphasie), ist meist jahrelange Sprachtherapie notwendig, um die Kommunikationsfähigkeit wieder zu erlernen.
Die aktuelle Versorgung dieser Patienten ist jedoch aufgrund fehlender Entwicklungen unzureichend und nicht vollständig effektiv. Es steht momentan weitgehend nur analoges Therapiematerial zur Verfügung, das kaum an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasst werden kann. Außerdem kann der Patient mit diesen Mitteln kein Eigentraining zusätzlich zur regulären Therapie zuhause durchführen. Dieses Eigentraining wäre jedoch dringend notwendig, da  aktuell in Deutschland nur eine Stunde Sprachtherapie pro Woche verordnet wird, wohingegen 5-10 Stunden Therapie von der Versorgungsleitlinie gefordert werden, um effektive Erfolge zu erzielen.

Um die Versorgung der Patienten maßgeblich zu verbessern, bietet neolexon ein digitales Training am Tablet. Das System besteht aus einer umfassenden Datenbank, aus der der Therapeut Wörter individuell für jeden Patienten auswählt. Hierbei kann nach persönlichen Interessen des Patienten ausgewählt und nach linguistischen Kriterien der Wörter gefiltert werden.

Die individuellen Trainingswörter werden dann auf das Tablet übertragen. Dort stehen zwei Apps zur Verfügung: eine App kommt während der Therapiestunde gemeinsam mit dem Therapeuten zum Einsatz und eine weitere App dient dem selbstständigen Training zuhause. So kann die Therapiehäufigkeit und damit die Effektivität maßgeblich gesteigert werden.

Zukünftig werden die Trainingserfolge automatisch während der Nutzung der neolexon-Apps aufgezeichnet und für Patienten und Therapeuten grafisch aufbereitet.

Die Nutzung von neolexon ist momentan in einer kostenlosen Testphase möglich. Weitere Informationen unter www.neolexon.de


 


Sonderpreis: Projekt "ASDA"

(Ambulant-stationärer Datenaustausch)

Den Sonderpreis nahm Dr. Andreas Pötzl, Geschäftsführer der Unternehmung Gesundheit Hochfranken GmbH&Co.KG,
entgegen.

ASDA
Ein Projekt, das die sektorenübergreifende Patientenver-sorgung verbessert und die Zusammenarbeit zwischen dem stationären und ambulanten Sektor optimiert.

Eines der Hauptprobleme der ambulanten und stationären Versorgungsbereiche ist die mangelnde Kommunikation untereinander und die Bereitschaft die Daten der Patienten sinnvoll, für den anderen Bereich verständlich und unter Berücksichtigung des Datenschutzes auszutauschen.

Hier ist es den Vernetzungspartnern, vertreten durch die UGHO und die ÄGH für den Bereich der ambulanten Versorgung und vertreten durch die Kliniken HochFranken und das Sana Klinikum Hof für den Bereich der stationären Versorgung gelungen eine entscheidende Hürde zu nehmen.

Es wird offen mit der Kommunikationsproblematik umgegangen und gemeinsam nach einer Lösung dieses Problems gesucht. Es ist somit gelungen alle Versorgungsarten an einem Tisch zu bringen, um die rund 200.000 Patienten der Region zielführend und im Sinne des e-Health Gesetzes zu versorgen. Hierbei greift das Projektkonsortium auf ein im ärztlich niedergelassenen Bereich bewährtes System.

Es handelt sich um keine zentrale Serverlösung, sondern um eine Dezentrale Datenhaltung mit Bilateraler Kommunikation. Jede Kommunikation ist individuell verschlüsselt und der behandelnde Hausarzt bleibt der Einzige, der, wie auch bei den aktuell üblichen Kommunikationswegen, die Daten erhält. Der entscheidende Unterschied liegt hierbei jedoch darin, dass der Vertretungsarzt, Facharzt oder wie in diesem Projekt angestrebt das Klinikum festgelegte Patientenparameter automatisch mit dem Einlesen der Versichertenkarte abrufen kann.

Das was im Zuge des e-Health Gesetzes bis 31.12.2018 umgesetzt werden soll ist bereits jetzt in der Vernetzung der Vernetzungsinitiative „ASDA“ vollumfänglich möglich. 


BIG 2017